Geschichte und Nachbarschaft

Das Hope Project wurde 1975 von Pir Vilayat Khan ins Leben gerufen. Es begann zunächst als „Milchprogramm“ für unterernährte Kinder. Im Fokus standen vor allem obdachlose Migrant*innenfamilien aus ärmeren indischen Bundesstaaten sowie aus Bangladesh. Eine Allopatin und eine Homöopatin versorgten die Menschen mit dem Nötigsten. Kinder wurden in zwei kleinen Klassenräumen unterrichtet. Ein zentrales Problem für die Arbeit war damals die räumliche Enge und schlechte Ausstattung.

Die große Veränderung in unserer Arbeit geschah über die Begünstigung des Projekts durch eine Erbschaft zur Jahrtausendwende. Über den Neubau der Schule und des medizinischen Zentrums wurde die Expansion des Bildungs- und medizinischen Bereichs möglich. Auch die Berufsausbildung und Frauenförderung wurde aufgenommen. Hinzu gekommen ist die Vergabe von Kleinkrediten an Frauengruppen. Das zentrale Moment der Arbeit des Hope Projects ist es, den Menschen „Hilfe zur Selbsthilfe“ zu geben, damit sie ihre nicht genutzten Potenziale entfalten können. Dabei geht es nicht nur um finanzielle Unterstützung, sondern darum, das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu erwecken und zu unterstützen.

Das Hope Project liegt im Stadtteil Nizamuddin Basti  in Süd-Delhi. Basti beschreibt ein urbanes Dorf. Nizamuddin erinnert an den Sufi Heiligen Hazrat Nizamuddin Aulia. Er lebte und starb an diesem Ort, und um seinen Schrein, einer der wichtigsten Pilgerstätten Nordindiens, entstand im 13. Jahrhundert ein kleines Dorf. Nizamuddin Basti ist auch heute noch ein verwinkeltes mittelalterliches Dorf mitten in der Millionenmetropole und zieht jedes Jahr tausende von Pilgern an.

Von je her war die Mehrzahl der Bewohner muslimisch, aber auch kleine Gruppen von Christen und Hindus lebten und leben hier. Der Ort spiegelt die Sozialstruktur Indiens wider. Das Leben, die Familienstruktur und vor allem die Frauenrolle sind noch stark traditionellen und religiösen Einflüssen unterworfen. Während die im Stadtteil verwurzelten sufistischen Bezüge auf ein tolerantes Miteinander ausgerichtet sind, gibt es auch fundamentalistische Einflüsse von außen. Insofern sehen wir unsere interreligiöse und ethische Arbeit auch als Beitrag zur Konfliktvermeidung und Friedensstiftung.

In den frühen Jahren unserer Projektarbeit war das Hope Project von Slumhütten migrantischer Familien umgeben. Unter dieser Bevölkerung herrschte Armut und hohe Arbeitslosigkeit, und Drogenkonsum und Prostitution waren zentrale soziale Probleme. Die Politik, Indien slumfrei zu machen, hat zur Folge, dass dieser Teil der Bevölkerung Nizamuddin Bastis an die Peripherie Delhis „zwangsumgesiedelt“ wurde. Denn sichtbare Armut stört die Entwicklung des Fremdenverkehrs und das Selbstbild des modernen Indiens. Das Projekt folgte diesen Gruppen, die zu unserer Klientel gehören. Dazu unterhält es einen Kleinbus mit medizinischem Gerät (Mobile Medical Unit), der verschiedene dieser Siedlungen anfährt, Gesundheitskampagnen organisiert und dort auch einige Programme des Projekts repliziert (Basisbildung, Nachhilfe Unterricht, Kleinkredite, Berufsorientierte Bildung wie z.B. Schönheitspflege und Textilverarbeitung, Informationskampanien zur Familienplanung, Gesundheitspflege u. V. m.). Das Projekt dient dazu als Inkubator und stellt das Lehrpersonal zur Verfügung, während die Räumlichkeiten in den Stadtteilen gestellt werden. Über diese Diversifizierung erreicht das Hope Project wesentlich mehr benachteiligte Menschen.

Heute beschäftigt das Projekt mehr als 60 Mitarbeiter*innen. Sie stammen zum größeren Teil aus Nizamuddin Basti und wurden speziell für ihre Aufgaben angelernt. Aber immer mehr Mitarbeiter*innen verfügen über professionelle Ausbildungen als Lehrerinnen, Ärztinnen, und mit anderen Studienabschlüssen von anerkannten Hochschulen.